Die (nicht nur) chinesische Schändung des olympischen Gedankens

13. April 2008 – 21:04


Ja, ich berichte hier immer wieder über Tibet und Olloempia.

Die Aktion „Tibet – end the violence“ von Avaaz.org geht ja auch weiter. Über eine Million Unterzeichner innerhalb von 7 Tagen…

Die Petition wurde zwar schon übergeben, aber kann auch weiterhin hier unterschrieben werden. Aktueller Stand: knapp 1,7 Millionen Stimmen für Tibets Freiheit und Menschenrechte in China.

(den „Peking 2008 button“ nach dem Motiv von Reporter ohne Grenzen hat Freund Michael für mich gebastelt. Den html schnipsel könnt Ihr gerne bei uns abrufen und in Eure Seiten einbinden)

„China und die Moral“ titelt der bemerkenswerte Artikel von Stefan Kornelius in der SZonline. Lohnt sich sehr, den in voller Länge zu lesen!

Tja, aber nicht nur China, auch das IOC, diverse Konzerne, Sponsoren, Politiker – auch das BKA dürfen sich die Moralfrage stellen. Letzteres hat die allseits beliebten chinesischen Sicherheitskräfte ja schick und rühmlich ausgebildet:

„Nicht ausschließen konnte der Sprecher, dass die vom BKA ausgebildeten Personenschützer auch zum Schutz der olympischen Fackel eingesetzt worden sind. In der vergangenen Woche wurde Kritik an den chinesischen Fackelwächtern laut – sie waren in London und Paris als besonders aggressiv aufgefallen, was ihnen Kritik als „Schläger“ einbrachte. Japan und Australien kündigten an, die chinesischen Sicherheitsleute nicht ins Land lassen zu wollen.“

Die wohlgemerkt nicht nur chinesische Schändung des olloempischen Gedankens zeigt ein schönes who is who der Weltpolitik. Wer so hinfährt und wer nicht und zu was. Klar sind George W. und der Herr Schäuble mit von der Partie. Schrecken ja vor nichts zurück. Aber es gibt immerhin schon erstes Zähneklappern bei den Sponsoren. Der faustische Pakt von IOC und China war dann wohl doch keine so gute Idee für Investitionen…

„Das IOC und die chinesische Regierung hatten sehr bewusst einen Pakt beschlossen, dessen eigentlicher Gehalt erst jetzt offenkundig wird: Das Großereignis Olympia, das Fest der Völkerverständigung – und die Geburt einer Großmacht, der Wiedereintritt Chinas in den Klub der Erdenlenker sollten vermählt werden. Zwei Weltereignisse verschmolzen miteinander, um eine neue, nachdrückliche Formel von Größe, Macht und Geltungssucht zu erzeugen.

Vielleicht wird erst jetzt so manchem olympischen Amtsträger klar, wer in diesem Pakt wen benutzt. Der IOC-Funktionärskader ächzt, weil die wahre Natur des unfreien und autoritären IOC im Tibet-Konflikt en passant mit bloßgestellt wird. Aber tatsächlich ist Olympia nur ein Vehikel für chinesische Ambitionen. Dies ist eine chinesische Inszenierung, möglicherweise geplant in bester Absicht und mit größter Hoffnung – aber ohne Sun Tzus wichtigstes Gebot zu beachten.“ (aus dem vorgenannten Artikel „China und die Moral„)

Besonders interessant dürfte es im Schein der Fackel in Indien werden, wenn am 17.4. die Fackel durch Dehli getragen werden soll:

Die elf Kilometer lange Strecke hat man auf drei Kilometer zusammengestrichen. Die Sicherheitsvorkehrungen werden so massiv sein wie beim alljährlichen „Tag der Republik“, an dem Staat und Militär ihre Macht und Stärke demonstrieren und gerade darum vor Terroranschlägen die größte Furcht haben. Das Riesenaufgebot von Polizei und Spezialeinheiten wird angesichts der Wunschvorstellung eines Friedensmarsches, der Völkerverständigung und Harmonie durch Sport verkünden will, wie blanker Hohn anmuten.

Und in all dem heheren olloempischen Gefackel leuchtet keine gesunde Idee, sondern ein ungesunder Wunsch deutlich auf: „Was die chinesische Regierung sich vom Dalai Lama wünscht, ist sein baldiger Tod“ sagt Christopher Lingle, Tibetexperte des renommierten Centre for Civil Society in Neu-Delhi im stern Artikel Brandherd Tibet.

Ja, das ist dann wohl olympischer Sportsgeist at it´s finest… Wünschen wir den beteiligten IOC-lern, Sportlern, Sponsoren und Politikern dann mal angenehme Spiele und statt Doping vielleicht ein Quentchen Moral…

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