Doc Sarahs Praxisreport Vol.III
23. Oktober 2010 – 11:23
Unser Wartezimmer
So ausführlich, wie im Praxisreport Vol. I und Praxisreport Vol.II bin ich heute nicht.
Musste dieser Tage einfach zuviel Schreiben.
Die Woche über hab ich dokumentiert, wieviel Zeit ich mit administrativen Vorgängen verbringen muss: dem Kranken- Verunsicherungswesen sei Dank sage und schreibe 60% ! Für Tätigkeiten, die nichts einbringen.
Da kommt Freude auf.
Aber es gibt noch andere betriebswirtschaftliche Imponderabilien:
Obwohl wir großen Wert darauf legen, für unsere Patienten eine pünktliche Praxis zu sein und das von ihnen selbstverständlich erwartet wird, verlief die Woche so:
Montag, 18.10.2010
Unpünktliche Patienten
Dienstag, 19.10.2010
Unpünktliche Patienten
Mittwoch, 20.10.2010
Ein Notfall
Donnerstag, 21.10.2010
Unpünktliche Patienten und ein Notfall
Freitag, 22.10.2010
Beantworten sinnfreier Versicherungsanfragen
9 Kommentare zu “Doc Sarahs Praxisreport Vol.III”
[New Post] Doc Sarahs Praxisreport Vol.III – via #twitoaster http://www.doc-sarah-schons.de/blog/2010…
geschrieben von DocSarah am 23. Okt, 2010
Genau. Wie soll man kurze Wartezeiten für Patienten einhalten können, wenn diese kommen wie sie wollen? Meistens wird in Regel über falsches Praxismanagement diskutiert.
Aber in gewissen Kassenverträgen ist ja die 1/2 Stunde Wartezeit als Paragraph verankert. Schwierig, schwierig …
geschrieben von chefarzt am 23. Okt, 2010
Ja, das ist doch mal ein ugewöhnlicher Wochenrückblick: Knapp auf den Punkt -unpünktliche Patienten. Bei jeder anderen Verabredung mit einem Geschäftspartner, mit Schatzi oder einem Treffen mit Freunden sind die Patienten vermutlich pünktlich, warum also musss man einen Arzt warten lassen? Ist ein Unding und obendrein unhöflich.
Würde mich total ärgern…Dich doch wohl auch, Sarah, oder?
Na ja, und ich vermute mal, dass in der letztee Woche in der Praxis darüber hinaus einiges passiert ist, aber oh, oh… die ärztliche Schweigepflicht.
geschrieben von Elita Wiegand am 23. Okt, 2010
eine der grundqulifikationen für den arztberuf ist eine extrem hohe frustrationstoleranz. drum ärger ich mich nicht so leicht, liebe elita. 😉 aber etwas mehr wertschätzung meiner zeit durch die patienten wär schon angebracht. viele kollegen klagen über die zunehmende unzuverlässigkeit der patienten. ein neues deutsches phänomen…
ja, es ist viel passiert diese woche – und die krassesten und lustigsten ereignisse muss ich euch tatsächlich ob der schweigepflicht vorenthalten, denn wenn ich die beschreibungen noch so sehr verändere, anonymisiere, könnten die jeweiligen patienten sich wiedererkennen und das nicht witzig finden..
geschrieben von Doc Sarah Schons am 24. Okt, 2010
Frustrationstoleranz ist eine treffende Bezeichnung und passt zu dem Beruf des Arztes.
Wie Du schreibst, geht es um Wertschätzung und dazu gehört Pünklichkeit, finde ich.
geschrieben von Elita Wiegand am 24. Okt, 2010
Was würden wohl die unpünktlichen Patienten sagen, wenn sie Dich in einem Notfall gerufen hätten und Du wärst mit gehöriger Verspätung oder zu spät gekommen?
Aber das st natürlich eine ganz andere Geschichte 🙂
geschrieben von Michael (Bautied) am 24. Okt, 2010
du, michael, genau diese patienten erwarten, daß ich immer pünktlich bin und daß sie nicht warten müssen, wann immer sie denn erscheinen…
geschrieben von Doc Sarah Schons am 24. Okt, 2010
@ chefarzt: hab deinen comment grad in der moderationsschleife entdeckt..
jaja, die diskussionen ums praxismanagement mit den lieben patienten…
dabei geht es bald wirklich kaum anders, als die termine doppelt zu vergeben. bei vielen unserer kassenärztlich tätigen hausarzt kollegen sind es täglich im schnitt 6-10 termine, die einfach platzen.
ein neuer trend, der aufzeigt, was wir unseren patienten eigentlich wert sind?!
geschrieben von Doc Sarah Schons am 24. Okt, 2010
Willkommen in der Dienstleistungswüste, Sarah,
wobei die Wüste längst nicht mehr vom Dienstleister ausgeht sondern vom Leistungsbesteller. Ich vermute, dass für solche Patienten nicht eine Behandlung das Ziel ist, sondern die Anbahnung des Behandlungstermins der persönliche Erfolg ist. Denn: Erstens nimmt mich endlich einer wichtig und stellt sein (Arbeits-)Leben auf mich ein. Zweitens: Ich stelle mir vor, welche Kosten ich verursache, wenn ich zum Termin nicht erscheine und freue mich darüber, dass ich dafür nicht belangt werden kann. Drittens: ich halte mich für großartig, denn endlich tanzt jemand nach meiner Pfeife. – Was in meinem sonstigen Leben eher umgekehrt ist.
Und solche Charaktere gibt es immer mehr. Dann hast Du natürlich auch noch die „Schwarzwaldklinik“-Generation. Die ist extrem pünktlich, hat sogar einen persönlichen Chauffeur. Anders gesagt, ich war mit Johanna Pauline Braun, 88, beim Neurologen in Velen. Nachher beschwerte sie sich: „Der hatte ja noch nicht mal einen weißen Kittel an.“ Viel schlimmer war aber: „Der hat mir nichts verschrieben.“ In beiden Fällen hast Du Patienten, die leiden unter einem – vorgestellten – Defizit der Aufmerksamkeit durch andere. Fall zwei hatte nur den Vorteil: die Krankenkasse zahlte.
gruß f
geschrieben von Folkher Braun am 24. Okt, 2010